Grenzen sprengen oder in der Box bleiben?

Liebe Eltern,

 

auf Englisch heißt Querdenken interessanterweise „to think outside of the box“. Normales Denken wird dort in einer Schachtel („Box“) verortet, und es ist ein Gewinn, ein Aufbruch, ein Weiterkommen, diese Schachtel gedanklich zu verlassen, weiter zu denken als andere. 1

 

Neues stört immer, der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Dabei passiert gerade das, was uns als Menschen ausmacht – Individualismus, Kreativität – immer erstmal außerhalb der Herde. Bahnbrechende Ideen hat der Einzelne , nicht die Herde. Ironischerweise sind es unsere Eigenschaften als Individuen, die die Gemeinschaft insgesamt voranbringen. Die großen Wissenschaftler, Ingenieure, Künstler, Weltveränderer sind Außenseiter, weil sie Dinge in Frage stellen. 2

 

"Große Geister haben stets heftige Gegnerschaft in den Mittelmäßigen gefunden."

A. Einstein

 

Trotzdem gilt Querdenken in unserer Gesellschaft weiter als Störung. Dabei brauchen wir diese Menschen in einer immer komplexeren, vernetzten Welt dringender denn je. Und je komplexer die Probleme der menschlichen Herde sind, desto eher brauchen wir neue Ideen, Denkansätze, Lösungen.3

 

Jedes Kind startet seine Reise ins Leben mit einer Fülle an Möglichkeiten. Das Überangebot an Vernetzungsoptionen wird immer noch nicht richtig gewürdigt. Aufgabe von Erziehung kann es nur sein, jedem Kind eine Welt zu bieten, in der es Gelegenheit bekommt, möglichst viele dieser in seinem Gehirn angelegten Vernetzungsoptionen zu stabilisieren. Das müsste eine Lebenswelt sein, in der es Freude daran hat, alles zu erkunden, zu entdecken zu erforschen und zu lernen. Ein solches Kind würde seine angeborene Entdeckerfreude und Gestaltungslust, seine Offenheit und seine Beziehungsfähigkeit auch nicht verlieren. 4

 

 

Die gute Aussicht

 

Kinder brauchen Unterstützung, damit sie herausfinden können, wozu sie neigen. Talente zeigen sich erst, wenn sie abgerufen werden. Unser Gehirn folgt der Regel: „Use it or lose it.“ Was nicht benutzt wird, geht verloren. Was nicht entdeckt wird, das kann sich nicht entfalten. Zudem brauchen sie Angstfreiheit. Ich fördere das durch  eine Pädagogik, in der die Entfaltung des Kindes im Mittelpunkt steht.

 

 

 

1) H. Jaenicke, Wer der Herde folgt S. 37

2) s.1, S. 54

3) s.1, S. 62

4) Jedes Kind ist hochbegabt S.95 Hüther