Begabung entfalten oder nur funktionieren?
Liebe Eltern,
Begabung entfalten
Raum schaffen, um Begabungen entfalten zu können
Es wird sehr schnell sehr eng, wenn man in äußeren Zwängen lebt. In einem zu kleinen Blumentopf geht jede Pflanze ein. Natürlich hat jedes Fachgebiet ein unbegrenztes Wissen. Wenn sich jemand dafür interessiert, kann er Schuljahr für Schuljahr daran wachsen. Und die anderen? Sie erleben die Pflicht der Beschäftigung damit als Zwang. Und ihnen fehlt der Raum, die Zeit das zur Entfaltung bringen zu können, was in ihnen angelegt ist.
Und in der Schule?
Das Schulsystem ist nicht darauf ausgerichtet, Begabungen zu entdecken. Gewiss ist Schule nicht mehr genauso wie früher, Schule ist aber in den Grundzügen gleich geblieben. Es ist gut, dass wir ein Schulsystem haben, das für alle zugänglich ist und Wissen anbietet. Jedoch ein sehr einseitiges Wissen. Wer hier nicht ins System passt, d. h. wer seine Stärken nicht in dem hat, was Schule fordert, für den wird Schule schnell zum Problem.
In unserer Gesellschaft liegt das Hauptaugenmerk auf dem „Output“ des Schülers, d. h. es wird nur die Leistung bewertet und nicht auf die tatsächlichen Fähigkeiten geachtet. Deshalb bleiben viele Talente unentdeckt.
Der Gehirnforscher G. Hüther meint dazu:
„Und so wird nach wie vor Begabung mit einer guten Schulnote verwechselt. Die Fähigkeit zur Anteilnahme oder die Kunst des Zuhörens sind keine Kategorien, die im Zeugnis oder bei der Besetzung des Studienplatzes eine Rolle spielen. Wer in Deutschland Arzt werden will, muss in Mathe besser sein als im Mitgefühl. (…) Eigensinn, Kreativität, Querdenkertum und soziale Kompetenz sind die Fähigkeiten, die heute von weitaus größerer Bedeutung sind als im vorigen Jahrhundert. Doch all das kann man nicht auswendig lernen oder durch Leistungskontrollen messen. Auf die Herausbildung dieser besonderen Fähigkeiten sind unsere Schulen und Hochschulen nicht vorbereitet.“ 1 und auch:
„Es ist der gesetzliche Auftrag unserer Schulen, Kinder zu mündigen Bürgern mit größtmöglicher Partizipations- und Gestaltungskompetenz zu bilden. Der lässt sich aber nur erfüllen, wenn Schüler dort auch wirklich eingeladen, ermutigt und inspiriert werden, ihre Begabungen zu entfalten und: Charakter zu entwickeln. Unsere Schulen aber sind nach wie vor primär auf die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten und auf Selektionskriterien ausgerichtet, die aus einer vergangenen Lebens- und Berufswelt stammen und dazu führen, dass immer mehr Kinder unter ihren Möglichkeiten bleiben.“ 2
Die gute Aussicht
Im Mittelpunkt der Lernberatung steht das Ermöglichen blockierter Fähigkeiten. Hinter den Stressoren liegen die Talente. Wenn beispielsweise jemand nicht so schnell mitkommt im Unterricht, z. B. in Deutsch, dann kann er nicht so schnell wachsen, wie das vorgesehen ist. Dann ist es wichtig, herauszufinden, was ihn einengt, was ihm fehlt. Im Lerncoaching können wir ganz konkret die Blockade, also die Begrenzung anschauen, entdecken, diese abbauen und somit den Raum zur Entwicklung weiten. Und auf diese Weise ist es auch möglich, dass seine eventuelle Begabung für dieses Fach Deutsch sich zeigen kann. Das Lernen wird leichter und die freiwerdende Kraft steht für etwas anderes zur Verfügung.
1) Jedes Kind ist hochbegabt S. 19
2) Jedes Kind ist hochbegabt S. 174